„Den kannst du wahrscheinlich nie von der Leine lassen!“, wurde mir gesagt, als ich meinen Hund vom Tierheim abholte. Bella war ein Straßenhund aus Rumänien und wurde auf etwa 3,5 Jahre geschätzt. Heute folgt Bella wie eine 1 und ich möchte mein persönliches Erfolgsrezept mit euch teilen:
Grundvoraussetzung:
- Mach dich interessant: Sobald wir aus der Tür hinaus waren, war ich für Bella nicht mehr existent. Die Umwelt, die Gerüche und andere Hunde waren viel interessanter als ich. Aufgrund ihrer Vergangenheit als Straßenhund, ist Bella sehr stark auf Futter fixiert. Daher habe ich angefangen, sie nur noch draußen mit ihrem Trockenfutter zu füttern und zwar nur noch, wenn sie Dinge gut macht. Das heißt, wenn sie mich anschaut, wenn sie auf ihren Namen reagiert, wenn sie nicht an der Leine zieht. Ich habe mich so für sie interessant gemacht. Nach ein paar Wochen war sie wie ausgewechselt.
- Nutze klare Signale: Überlege dir vorab deine Kommandos, die du benutzen möchtest und verknüpfe sie mit einer Geste. Hunde verstehen Gesten leichter als Wörter. Sobald der Hund deine Geste verstanden hat, kannst du zuerst das Kommando sagen und dann die entsprechende Geste durchführen.
Rückruftraining – So geht’s richtig
Das sind meine Kommandos, ich habe bestimmt einen Monat gebraucht, um diese 4 Kommandos zu trainieren.
- Zungenschnalzen: Ein Schnalzen mit der Zunge bedeutet „Ich möchte deine Aufmerksamkeit“. Einfach beim Gassigehen immer wieder Schnalzen und den Hund mit Trockenfutter belohnen, wenn er dich anschaut.
- Komm: Komm bedeutet, wir gehen jetzt in eine andere Richtung bzw. du musst in einem näheren Umkreis bleiben. Ja, dieses Training ist mega nervig. Du brauchst hierfür eine Schleppleine und musst täglich 10 Minuten üben. Wenn dein Hund in eine bestimmte Richtung losläuft, drehst du dich um, sagst „Komm“ und belohnst den Hund, wenn er mitkommt. Notfalls einen kleinen Ruck an der Leine machen. So lange machen, bis der Hund das Kommando verinnerlicht hat.
- Hier her: „Hier her“ ist mein klassischer Rückruf. Du benötigst eine Tüte mit guten Leckerlis, bunt durchgemischt, so dass der Hund nicht abwägen kann, ob es sich jetzt „lohnt“ zurück zu kommen. Anfangs trainierst du den Rückruf ausschließlich an der Leine. Nimm ein Leckerli aus der Tüte, halte es ihm direkt vor die Nase und gehe schnell einige Schritte rückwärts, während du „Hier her“ rufst. Am besten nutzt du noch eine besondere Intonation für das Wort, so dass es für den Hund klarer ist, z.b. „Hiiiiiiiiier her“. Bei jedem Gassigang üben. Sobald du dich wohler fühlst mit Schleppleine oder in einem eingezäunten Bereich üben.
- Pfeife: Die Pfeife ist mein Super-Rückruf. Bella ist leider einmal 5 Rehen hinterher gerannt, daher brauche ich einen Notfall Rückruf. Sie fand Rehe spannender als meine Leckerlitüte. Für den Superrückruf gibt es ausschließlich Premium Leckerlis, ich nehme hier Dinge, die sie sonst nicht bekommt. Ein Stück Hühnchen, Rindfleisch, Käse oder meine selbstgemachten Leberwurstleckerlis 😉 Ich habe angefangen das Signal Pfeife mit den super leckeren Dingen zu verknüpfen. Wenn ich koche, liegt die Pfeife auch in der Küche und sie kriegt ab und an frisches Fleisch. Wenn ich draußen unterwegs bin, habe ich immer 2 Tüten dabei: Einmal für den normalen Rückruf und einmal für den Super-Rückruf. Ja, es ist nervig, aber das Resultat ist es eindeutig wert.
Prinzipiell lieben Hunde fliegende Leckerlis noch etwas mehr, wenn dein Hund etwas besonders gut gemacht hat, einfach mal werfen!
Sicherheit
Man kann einen Hund aus dem Ausland oder aus dem Tierheim auch in fortgeschrittenem Alter noch gut erziehen. Doch jeder Hund, auch die kleinen Welpen, hat man nie 100% unter Kontrolle. Wenn eine Katze über die Straße rennt oder ein Hase über die Wiese springt, kann der Jagdtrieb manchmal einfach stärker sein. Ihr solltet daher immer ein Namensschild mit Telefonnummer und Adresse an das Halsband anbringen und den Hund chippen und bei Tasso eintragen lassen. Ich persönlich nutze noch das GPS Ortungssystem Tractive, worüber ich Bella über mein Handy orten kann. Ich bin jetzt zwar für viele Hundebesitzer in der Kategorie „die, deren Hund nicht folgt“, aber da stehe ich drüber und grinse innerlich, wenn deren Hunde in den Büschen feststecken, während meiner mit Tempo 100 auf mich zugerast kommt.
Optimale Ausstattung
- Irgendeine Schleppleine, die aus Gummi lassen sich leichter sauber halten, ca. 20€ – 50€
- Eine Pfeife, ca. 3€
- Namensschild, ab 2€
- Ein Tractive GPS, ca. 50€ + monatlich 7€
- Hochwertiges Trockenfutter, z.B. von Josera
- Bunt durchgewürfelte Leckerlis
- Frisches Fleisch
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