Jan 26

Wie mich mein Hund verändert hat

Als ich mir meinen Hund angeschafft habe, waren so ziemlich alle in meinem Umfeld dagegen. Ich würde mir meine Zukunft zerbauen und ich könne nicht mehr in den Urlaub fahren, waren die Argumente gegen den Hund.

 

 

 

 

 

 

Den Traum vom Hund hatte ich schon sehr lange. Wegen den eben genannten Argumenten habe ich mich lange nicht getraut, meinen Traum vom Hund zu realisieren. Ich hatte mir also erstmal Fische angeschafft. Die brauchen schließlich nicht so viel Zeit, dachte ich mir. Ganz erfüllt haben sie mich nicht, auch als ich nach wenigen Monaten schon 4 Aquarien in meiner Wohnung hatte und sogar eine Schnecke namens Garry. Was folgte, waren 2 Meerscheinchen, denen ich ein riesen Meerschweinchenhaus mit Wendeltreppe in den Käfig gebaut hatte. Als ich mein letztes Meerschweinchen einschläfern lassen musste, wollte ich keine Kompromisse mehr eingehen. Es musste der Hund sein. Dass mein Hund mit ins Büro kommen sollte, war für mich von Anfang an klar. Ich habe also mit meinem Chef gesprochen bzw. ihm viel mehr ein Messer an die Kehle gesetzt. „Der Hund muss mit ins Büro oder ich suche mir einen neuen Job“, habe ich ganz frech gesagt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich hier ganz schön gepokert habe. Nur gut, dass mein Deal aufging. Nun musste also nur noch der passende Hund gefunden werden. „Nimm dir einen Welpen“, wurde mir angeraten. Doch ich wollte keinen Züchter unterstützen, während so viele Hunde im Tierheim und im Ausland auf ein Zuhause warten. Über eine Freundin wurde mir der Verein ALMA – Rural Dogs of Romania Relief empfohlen. Ich nahm also Kontakt auf und wenige Wochen später konnte ich meine Bella in einem Partnertierheim im Saarland in Empfang nehmen.



 

Seit diesem Tag sind nun fast 3 Jahre vergangen. Und ich habe meine Entscheidung nicht ein einziges Mal bereut. Mein Leben hat mein Hund aber dennoch ganz schön auf den Kopf gestellt. Bella ist Frühaufsteher und ich jetzt mit ihr. Bis um 10 im Bett zu liegen, ist heute keine Option mehr. Ab 6 Uhr schleicht sich Bella ins Schlafzimmer und versucht mit Gähnen und Strecken die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch sie hat Recht, die Morgenspaziergänge sind wirklich die schönsten! Wenn die Sonne gerade erst aufgeht und man Berlin noch für sich alleine hat, hat die Stadt einen ganz besonderen Flair. Auch jobtechnisch hat sich bei mir einiges verändert. Während ich früher die 40-Stunden-Woche nie in Frage gestellt hätte, hatte ich plötzlich den Wunsch, mehr Zeit für mich und Bella zu haben. Ich wollte nicht, dass Bella 5 Tage die Woche neben meinem Schreibtisch liegen musste. Heute arbeiten wir nur noch 20-Stunden. Die wohl größte Veränderung ist jedoch meine Einstellung zum Leben in der Stadt. Ich bin auf dem Land groß geworden und habe es gehasst. Es war nie was los und man musste Stunden lang auf den Bus warten. Ich habe also seit meinem 19. Lebensjahr nur in Großstädten gelebt und konnte mir ein ruhiges Dorfleben nicht mehr vorstellen. Mit meinem Hund hat sich das geändert. Wir genießen zwar die vielen Hundebegegnungen und die Spielwiesen in der Stadt, aber der Trubel ist mittlerweile nicht nur meinem Hund, sondern auch mir zu viel. Ständig muss ich aufpassen, dass kein Radfahrer in meinen Hund rast oder Bella Picknickreste im Park verzehrt. Nach dem 1.Mai ist ganz Kreuzberg voll mit Scherben und man kann mit dem Hund in keinen Park mehr gehen. Silvester in Berlin gleicht einem Bürgerkrieg… Ich habe uns also ein kleines Häuschen außerhalb der Stadt gekauft. Alles für den Hund. Bella liebt ihren Garten total und rennt ständig um das Haus, damit ich sie jage. Was ich im Übrigen auch aufgegeben habe, ist das Shoppen. Ich war zwar nie wirklich oft einkaufen, aber jetzt mache ich es bewusst gar nicht mehr. Zum Leidwesen des Paketboten, der mir immer meine Einkäufe (meist Hundekrams) liefern muss. Ich muss ehrlich sagen, dass mir ohne meinen Hund zuhause sicher oft die Decke auf den Kopf gefallen wäre. Die regelmäßigen Gassirunden und Bellas gute Laune haben auch schwierige Zeiten für mich leichter gemacht. Zudem durfte ich dank Bella auch ganz viele neue Leute kennen lernen, die ich sonst nie getroffen hätte. Da Bella sehr verspielt ist, haben wir nun einige Hundefreunde in der Telefonliste. So wird es uns nie langweilig.